Montag, 28. Februar 2011

Harte Lebensbedingungen – Ein Überblick

In diesem Blog Eintrag möchte ich 15 Dinge aufführen, die die normalen Lebensbedingungen in Nepal verdeutlichen.

In unseren Augen würde man die Nepalis als „hart im Nehmen“ beschreiben. Und das müssen sie auch sein um hier zu überleben. Es ist erstaunlich unter welchen Bedingungen die Kinder aufwachsen – aber sie wachsen auf. Für uns Westerner oft undekbar, hier ist mit was die Nepalis Tag für Tag klar kommen: 
  1.  Kein fließend Wasser in den meisten Gegenden. Wenn man nicht gerade in einem Hotel übernachtet, stehen die Chancen gut dass es kein fließend Wasser gibt. Wasser bekommt man entweder von seiner eigenen Quelle im Garten oder einer öffentlichen Dorf Quelle.
  2.  Keine Toiletten. Wie die meisten wahrscheinlich wissen gibt es hier fast  nirgends richtige Toileten, oft auch nicht in Restaurants. Es gibt nur Löcher im Boden. Mein einziger Kommentar an dieser Stelle: ich wäre gerne ein Junge!
  3.  Keine reine Luft. Seit meiner Ankunft am 12. Februar fühle ich mich andauernd krank und habe ständigen Brechreiz. Ich mache keinen Scherz, die Luft hier ist so vergiftet und stinkt dass allein der Gedanke an sie reicht um bei mir Übelkeit hervor zu rufen. Und wenn man dann auch noch sieht wie der Müll an jeder Straßenecke verbrannt wird, wird es auch nicht besser.
  4.  Keine ruhigen Orte.  Es gibt keine Parks, keine Grünflächen, keine offentliche Gebäude in die man sich ein bisschen zurück ziehen könnte. ALLES ist überbevölkert und hektisch.Das ist ziemlich hart für mich denn ich mag es ab und zu mal Ruhe zu haben und für sich alleine zu sein. Ich sehe das auch für die Nepalis als ein Problem. Alle sind hier gestresst, und keiner ächelt auf den Straßen (zumindest niemand in Kathmandu). Für Touristen ist es besonders schlimm. Andauernd wird man belästigt mit „Taxi?“ „Rickshaw?“ „Trekking?“ „Drogen?“ etc. Und natürlich gibt es noch die armen Bettler and jeder Straßenecke. Man soll sie nicht beachten aber sie schauen einen oft so Herz erwärmend an.
  5.  Strom Abschaltungen. Es gibt nicht genug Strom hier. Ein einfaches Wirtschaftsproblem: die Nachfrage überschreitet das Angebot. Also hat sich die Regierung für systematisches Strom Abschalten entschieden. Im Moment ist das Problem anscheinend besonders stark und so gobt es keinen Strom für 12 bis 14 Stunden täglich. Für mich scheint das erstmal kein großes Problem zu sein da die Meisten Menschen doch Nachts eh 8 – 10 Stunden schlafen. Jedoch sind die Zeitpunkte der Abschaltung so willkürlich dass ich sie beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Zum Beispiel: Es gibt Strom von 11 Uhr nachts bis 4 Uhr morgens (wenn doch eigentlich eh jeder schläft). Aber es gibt keinen Strom von 6 Uhr Abends bis 11 Uhr Abends (wenn die meisten Leute zu Hause sind und es draußen dunkel ist). Man muss also im Kerzenschein lesen. Es gibt wieder keinen Strom wenn man um 5 morgens aufwacht, also muss man sich im Schein einer Taschenlampe anziehen. Unter Tags geht der Strom willkürlich an und aus. Ich hab schon probiert die „Kathmandianer“ nach dem Sinn des Zeitplans zu fragen, aber es heißt immer nur: die Regierung entscheidet.
  6.  Keine Heizungen. Ohne Strom gibt es auch keine Heizungen. Ich habe, naiv wie ich bin, gedacht dass es hier viele Kamine und Feuer gibt aber dem ist nicht so. Die Häuser und Hütten sind kalt, die Leute schlafen angezogen, und auch im Haus werden Jacken getragen.
  7.  Keine Isolierung.  Das Problem der Kälte wird durch die fehlende Isolierung verstärkt. Es ist üblich dass zwischen Fensterrahmen und Wand Spalten sind und so wird es bitter kalt die Nacht über. Während unserer Wanderung auf 2000-3000m sind wir oft bei 6° eingeschlafen und bei 3-4° aufgewacht. Ich bin immer noch sehr dankbar für die extra Decken die wir ergattern konnten. Denn jeder der mich kennt, weis dass ich eh schnell friere. Aber ich denke das Frieren ist auch ein Problem für die Nepalis. Alle Kinder sind erkältet. Die Nasen laufen und laufen und laufen. Um die Situation noch schlimmer zu machen sind die Kinder meist barfuß oder in Sandalen. Der traditionelle Glaube ist: solange das Kind eine Mütze auf hat wird es nicht erkältet.

    Okay kommen wir jetzt zu den Luxus Dingen:
  8.  Kein Internet. Nachdem es oft kein Strom gibt, ist auch das Internet rar. Gerade sitze ich im Plan Nepal Büro in Kathmandu wo ich ab und zu mal Zugang habe, aber nur durch Internet Kabel (wie unkomfortabel).
  9.  Definitiv kein heißes oder sauberes Wasser. Selbst in den Hotels die mit „heiße Duschen“ werben ist das Wasser höchstens lau warm. Also muss man sich zusammen reißen und in eis kaltem Wasser duschen. Das Wasser stinkt auch irgendwie und für Touristen ist es ungenießbar. Man ist besser dran wenn man abgekochten Tee trinkt. Tag für Tag. Gottseidank mag ich eigentlich jede Sorte Tee. Leider ist das genießen von Früchten aber auch nicht möglich das sie oft in dem Wasser gewaschen werden.
  10.  Keine öffentlichen Transportmittel. Zumindest keines das ich benutzen kann. Ich habe das U-Bahn System von New York City in ein paar Sekunden verstanden, aber ich kann mir nicht vorstellen je einen Bus in Kathmandu zu nehmen. Es gibt Microbusse die für bis zu 20 Personen sind (siehe Bild). Und es gibt normale Busse für die es kein Personen limit zu geben scheint. Die Leute sitzen auf dem Dach oder halten sich außen am Bus fest. Es gibt keine Stops nach Fahrplan, man muss den Bus sehen, winken, aufspringen und schreien wenn man raus will. Ich denke ich würde noch mit den Menschenmassen klar kommen aber da ich kein Nepali spreche sind die Busse eigentlich ausgeschlossen für mich.
  11.  Keine Abwechslung im Essen. Nepalis lieben ihre Traditionen. Und eine Tradition ist Reis. Also essen sie Reis drei Mal täglich. Obwohl es viele billige Indische und Chinesische Gerichte gibt bleiben sie bei ihrem Reis. Das Essen ist scharf und immer gleich zu bereitet: Reis mit etwas Bohnen Supper, etwas Spinat, Blumenkohl, und für spzielle Anlässe: Hühnchen. Nepalis trinken dann ein Glas heißes Wasser dazu und sie essen mit ihren Händen (oft ohne sich die Hände danach zu waschen).
  12.  Kein erholsamer Nachtschlaf. Man schläft auf dem Fußboden oder wenn man Glück hat auf einem Holzbrett. Das ist für mich eigentlich nicht so das Problem weil ich harte Untergründe eh bevorzuge. Der Lärm nachts ist aber ein Problem für mich. Aber auch daran werde ich mich bald gewöhnen.
  13.  Keine Waschmaschinen. Hast du schon mal deine Kleider in einer Schüssel gewaschen und sie danach an einer Wäscheleine aufgehängt? Es ist definitiv sehr altertümlich, aber auch spaßig ;) (obwohl ich mich anscheinend nicht so geschickt anstelle).
  14. Keine Supermärkte. Okay das mag sich jetzt vielleicht wie ein Witz anhören, and es ist wirklich umständlich kein Geschäft zu haben wo man alles von Zahnpasta bis Kekse und Schampoo bekommt.
  15.  Keine Gleichberechtigung. Als hellhäutiger ist man hier eine laufende Geldmaschine. Taxis, Lodges, Restaurants, und Läden stellen dir gleich automatisch das doppelte in Rechnung. Ein Inlandsflug kostet einen Nepali 20 Dollars, und einen Ausländer 90! Versuch das mal in Deutschland! Man muss überall Eintritt bezahlen sogar um in bestimmte Städte zu kommen und man braucht super teure Erlaubnisse um in den Bergen wandern zu gehen. Einige dieser Gelder machen Sinn wenn das Geld dann auch wieder reinvestiert wird. Das Wenn ist hier aber sehr in Frage gestellt.
Klingt nach einem harten Leben? Das ist es auch! Und ich kann die Leute hier nur bewundern. Ich freue mich schon so sehr nach Hause zu kommen in das Schloss meiner Familie. Ich bin gesegnet und dankbar dafür. Jedoch kann ich auch sagen dass es mir leichter fällt als gedacht mit manchen Dingen klar zu kommen: Es ist schön im Kerzenschein zu lesen und seine Wäsche in einem Eimer zu waschen ist auch spaßig. Wenn man hunger hat isst man außerdem auch drei Mal am Tag Reis, und es ist wie ein Abenteuer sein leben nach einem Strom Abschalt Plan zu koordinieren.

Trotzem haben mich die unsaubere Luft, der Lärm, der Dreck, und die Kälte überredet außerhalb von Kathmandu unterzukommen: Im Karuna Kinderhaus!

Mehr zu diesem lebensrettenden Ort in meinem nächsten Blog.
Schau bald wieder rein! Namaste,
ich vermisse zu Hause!
Annika

1 Kommentar:

  1. Hallo Annika,
    es ist spannend deine Tage mitzuverfolgen, zumal ich ja einiges selbst dort auch erfahren habe. Ich wünsche dir auf jeden Fall weiterhin viel Toleranz, Verständnis, Menschlichkeit und Vertrauen in dein Vorhaben.
    Bin schon gespannt, über die Berichte aus dem Waisenhaus und auch natürlich auf die Berichte aus den Projekten, wenn du dann mal "ins Feld" gehst.Ich drücke dich ganz fest, damit es dir warm wird, in Gedanken bin ich immer bei dir, werd` bald gesund:) deine Mama

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