Donnerstag, 7. April 2011

Makwanpur Feldarbeit

Wie geht’s euch so zu Hause und in den Staaten? Ich muss schon sagen ich vermisse euch sehr. Es gibt so viele Dinge auf die ich mich schon wieder freue und ich kann nicht glauben dass es immer noch zwei Monate sind bis ich in den Flieger steige. Aber natürlich werde ich auch einiges von hier vermissen, besonders die Kinder, und ich bin froh dass ich die Zeit hier habe.
Diese gespaltenen Gefühle sind beispielhaft für viele Erfahrungen hier. Es gibt immer so viele interessante und tolle Dinge aber auch viele frustrierende und nervende Erlebnisse. Letzte Woche bin ich nach Makwanpur gereist, um dort in einem kleinen Ort namens Tistung eine Studie durchzuführen. Auch dort habe ich wieder beide gefühlsrichtungen auskosten dürfen :) Soweit ich informiert war sollten wir dort fünf Tage bleiben um verschiedene Leute zu interviewen und zu fragen wie Plan ihnen in den letzten 15 Jahren geholfen hat. Also gut, ich habe mich also vorbereitet, verschiedene Leute angerufen und Berichte gelesen. Montag morgen sind wir dann in unser Unternehmen gestartet.

Die Kinder hier sind einfach zu süß!
Hier ist es auch als die frustrierenden Erfahrungen angefangen haben: zu erst ein Mal sind wir eine Stunde zu spät gestartet. Das an sich wäre ja nicht so schlimm gewesen aber man sagte mir ich solle mich sofort richten, was ich getan habe, und so habe ich die Stunde im Auto gewartet, während sie sich offensichtlich nicht sofort gerichtet haben. Die Fahrt wäre eh schon drei Stunden lang gewesen aber wir haben für Tee, Pippi und Frühstück angehalten (auf dem Weg zahlt es ja Plan). Ach und während der ganzen Woche haben wir bestimmt mehr als 8 Stunden auf unser vorbestelltes Essen gewartet. Sehr effektiv :)

Zeit für ne Tasse Tee? Immer....
Als wir vor Ort ankamen, mussten wir eine Stunde auf unseren Kollegen warten. Danach haben wir zwei Stunden gebraucht um eine passende Unterkunft zu finden denn all das wurde nicht vorher organisiert. Um vier Uhr dann haben wir endlich mal über das Projekt geredet. Jedoch haben „wir“ uns in Nepali unterhalten. Ich saß dann eben für 15 Minuten schweigend am Tisch denn ich wollte nicht unterbrechen. Ich war aber auch neugierig, schließlich hörte ich sie „Plan“ und „Tistung“ und „Annika“ sagen. Also habe ich schließlich doch eingehakt und gefragt über was sie sich unterhalten. Die Antwort war: „wir haben beschlossen dass wir Morgen mit der Schule anfangen und die Schüler und Lehrer interviewen und alles weitere entscheiden wir dann. Ist das okay für dich?“ Ich sagte ja klar, auch wenn ich dachte dass das ein sehr vage Struktur war für die sie 15 Minuten gebraucht hatten! Aber wenn man in Nepal ist sollte man sich wie ein Nepali verhalten :)Ich hab noch vorsichtig hinzugefügt dass es für mich essentiell ist dass jemand übersetzt denn sonst verstehe ich nichts und kann ihnen auch nicht helfen.

Warten... wahrscheinlich das was wir am aller meisten gemacht haben :)
Ach und hab ich euch erzählt dass es sobald wir aus Kathmandu draußen war von 26° auf 10° runter ist? Es hatte in den Bergen zu regnen angefangen und ich hatte keine Jacke mit. Also habe ich tags und nachtsüber eben gefroren. Wie erwartet war ich dann am nächsten Tag krank mit Kopf-, Hals- und Nebenhöhlenschmerzen. Ich hatte natürlich Medizin gegen Durchfall und Erbrechen dabei aber nicht gegen das  Als ich dann auch noch erfuhr dass wir jeden Morgen und Abend 30 minuten mit dem Motorrad unterwegs sein würden war meine Freude natürlich riesig! Gegen das Motorrad hab ich ja nichts, aber dagegen dass der Beifahrer normalerweise keinen Helm bekommt. Ich dachte an meine Freunde und Familie und habe mir dann selbst einen Helm vom Nachbarn organisiert!

Maske und Helm drüber? Yep, Los gehts!
Wir haben also den Tag dann in der Schule begonnen. Wir warteten eine Stunde auf den Lehrer. Alle haben sich dann heiter und angeregt für 30 Minuten auf Nepali unterhalten. Meine Mitarbeiter haben mir nichts übersetzt. Also habe ich sie schließlich doch nach einer Übersetzung gebeten und die kurze Antwort war: „Wir haben uns über all die Schwierigkeiten und Veränderungen unterhalten.“ Ich sagte dass das doch sehr interessant sei... und wartete auf mehr. Aber es kam keine weitere Ausführung.
Nach dem zweiten Tag war ich dann schon richtig frustriert. Ich fühlte mich ausgeschlossen, allein, wertlos... Meine Bitten für Übersetzungen wurden nicht wirklich umgesetzt. Ich gehörte nicht zum Gespräch dazu. Natürlich gaben sie mir kurze Antworten auf meine ganz speziellen Fragen so was wie: „wie viele Kinder hat sie“, aber mehr wurde dann auch nicht gesagt. Ich verpasste die ganzen interessanten Geschichten die die Leute erzählten. Auch meine Mitarbeiter haben nur Nepali geredet während dem Essen. Ich versuchte Gespräche über Familie, Arbeit, Sport, Hobbies, etc. anzufangen aber das funktionierte meist nicht denn sie haben nie etwas über mich wissen wollen.
Ich weis warum Plan sich auf Kinder und Jugendliche konzentriert. Sie haben
einen frischen Geist und sind Vorschlägen gegenüber sehr offen.
Sie haben natürlich auch nie nach meiner Meinung zum Projekt gefragt. Meine Vorschläge zu den Interviews oder dem Zeitplan wurden nicht gebraucht. Sie haben für mich das Essen bestellt (zwei Mal am Tag Reis) und ein Mal sind sie sogar zu einer Gemeindeversammlung ohne mich gegangen nur um mir danach zu erzählen wie toll es war?!?! Ich hab mich schon sehr ausgeschlossen gefühlt. Ich saß eben schweigend da und habe die Kinder angelächelt. Ich habe das bisschen aufgeschrieben was sie mir übersetzt haben aber das waren eben nur ihre Zusammenfassungen. Ich schreibe das Dokument gerade, aber ohne Struktur, und Inhalt ist es ein wenig sinnlos (aber meine Kollegen haben ja nicht mal Notizen aufegschrieben!) Ach und der eine Kollege ist dann Freitag einfach wonanders hin und ich durfte alleine weiter arbeiten!

Egal genug der frustrierenden Erfahrungen, hier sind die tollen interessanten Erlebnisse:

Die Landschaft in Tistung ist unbeschreiblich schön, ich habe mich richtig verliebt! Nachdem ich gelernt habe wie man sich am Motorrad festhält ohne den Vordermann zu berühren (nicht angebracht) habe ich die Fahrten jeden Morgen und Abend richtig genossen! Am Freitag konnten wir sogar den Machapuchare und die Annapurna von der Strasse aus sehen! Am Mittwoch sind wir auch mal für 1.5 Stunden über Stock und Stein in eine ganz abgelegene Gegend gefahren. Ich fands super :D es war wie Mountainbiking!


 

Das Hotel war gut genug. Ich hatte einen eigenen Raum und sowas ähnliches wie ein Bad. Das Bett war auch okay für mich obwohl sich selbst der Nepali über die Härte beschwert hatte. Wir hatten auch immer Strom da das Kraftwerk in der Nähe stand. Also konnte ich Abends noch gleich die Bilder bearbeiten und das Dokument schreiben. Meist saß ich noch nach 12 uhr.
Die Leute waren alle super freundlich und haben uns Tee und Kekse hingestellt. Ich habe auch einen neuen Freund gewonnen. Sein Name ist Rajesh und er hat uns viel geholfen. Er ist 27 oder so und hilft seiner Gemeinde freiwillig. Er hat auch oft probiert mit mir zu reden und für das bisschen Englisch das er kann, haben wir uns gut unterhalten! Glaubt es oder nicht, ich habe auch das Dhal Bhat sehr gern gegessen, selbst zwei Mal am Tag. Es war nämlich hundertmal besser als die drei fettigen mit Eibestrichenen Toasts zum Frühstück!

Rajesh und zwei weitere freiwille Helfer. Wenn bei uns so viele Jugendlich
mithelfen würden dann könnten wir viel für Kinder, Behinderte oder alte
Leute erreichen.
Die Leute hatten auch so viele tolle und bewegende Geschichten zu erzählen. Viele hatten schlicht weg nichts mit Plan zu tun aber sie waren trotzdem interessant! Ich habe wirklich sehen können wie viel gutes man bewegen kann wenn man es richtig anstellt.
Die Kinder waren so süß. Viele von ihnen waren ganz schüchtern am Anfang aber wollten mich dann später nicht gehen lassen. Sie wollten meine blonden Haare streicheln und meine weiße Haut anfassen. Viele sind erst vor der Kamera weggelaufen aber haben am Schluss dann richtig posiert.



Ich habe auch gelernt wie meine Kollegen hier arbeiten, wie sie Dinge (nicht) strukturieren, wie sie Pläne machen, wie sie Essen (mit den Händen :)) und wie sie sich (nicht mit mir) unterhalten. Es war definitiv belehrend und ich hoffe ich kann dieses Wissen nun anwenden.
Alles in Allem war es eine gute Woche. Natürlich war ich sehr froh am Freitag nach 8 Uhr wieder im Kinderhaus zu sein, aber ich habe vieles gelernt und gesehen. Ich habe vorallem mehr und mehr eine Idee davon was für eine Rolle ich hier spielen muss. Ich dachte ich wäre hier um ihnen zu helfen, ihnen Vorschläge zu machen und um ihnen Dinge zu zeigen. Aber als junge ausländische Frau bin ich nur hier um zu lernen und zu zuhören.
Okaydokay, das wars dann wieder. Ich weis.... schon wieder so viel zu lesen gewesen. Aber ich dachte ich erzähle euch von den Erfahrungen die ich gemacht habe (und das war vielleicht ein Drittel von allen)!
Habt ein super Wochenede! Ich habe viel mnit den Kindern vor (auch wenn ich kaputt bin)
LG Annika

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