Montag, 20. Juni 2011

Aufwiedersehens-/ Abschiedsparty

Hallo aus Deutschland! Endlich, ich sitze in meinem EIGENEN Zimmer - Ich bin zurück in Untermeitingen, mit meiner Familie. Meine Reise lief ganz gut (mit den normalen Problemen und Verspätungen) obwohl ich 32kg + 12kg + 6kg gepäck hatte. Das Wiedersehen mit meinem Vater am Salzburger Bahnhof war für mich sehr emotional. Es fühlte sich an als wäre die Last der Welt von meinen Schultern genommen worden. Die Überraschung für Lydia war natürlich auch groß und es hat ihr komplet die SPrache verschlagen. Meine Mutter, mein Vater, Lydia und ich haben dann noch zwei ein halb super Tage in Österreich verbracht. Am Donnerstag sind wir gleich zum Wandern (800 Höhenmeter) und am Freitag bin ich zwei STunden mit Lydia geritten und war dann noch mit allen im Schwimmbad. Es war für mich brutal anstrengend aber super schön. Und dann ging es auch schon weiter nach Deutschland.  

Hier fühlt sich alles jetzt sehr komisch an, fast als wäre es gar nicht mein eigenes Leben. Ich kann nicht sagen dass ich "Nichts fühle" es ist mehr so als würde ich "alles gleichzeitig fühlen". Ich bin super glücklich und froh und igrendwie tod traurig und deprimiert. Ich fühle mich zuversichtlich und motiviert und hoffnungslos und energielos zugleich. Es ist nicht leicht und ich bin mir bewusst dass die kommenden Wochen wohl genauso schwierig sein werden wie die ersten Wochen in Nepal. Eben wieder eine Umstellung. Aber genug davon, Ich will euch mehr über meine letzten Tage in Nepal erzählen. Alles war sehr emotional: 
Montag Morgen bin ich vom Plan Büro offiziell verabschiedet worden. Das Meeting war für 9.30 PÜNKTLICH geplant, es hat dann wie so oft erst um 10.10 angefangen. Es war sher schön, obwohl ich ja kaum jemanden kannte.
Hier seht ihr ein paar Plan Mitarbeiter und vorne natürlich mich und zu
meiner Rechten Jiri, den Tschechischen Praktikanten. 
 Dann bin ich so schnell wie möglich ins Kinderhaus zurück. Ich hatte eigentlich gedacht ich hätte den Tag für mich und könnte packen, zumindest so lange die Kinder in der Schule sind. Aber an diesem Montag gab es einen Bildungs-Streik und die Schulen waren geschlossen. Also wollte die Kinder was machen. Ich habe ihnen dann Schöne und das Biest auf meinem Computer eingelegt und habe dann den großen Sall für die Abschiedsfeier vorbereitet. 
34 Stühle aufstellen
All die kleinen Päckchen für die Kinder.  
 Wir haben gegen fünf Uhr angefangen so dass es nicht zu spät wurde. Ich habe die Zeremonie mit einer kleinen Rede eröffnet. Ich habe versucht die Kinder davon zu überzeugen dass sie nicht traurig sein sollten weil ich gehe sondern fröhlich sein sollte über die letzten dreieinhalb Monate zusammen. Neue Leute kennen zu lernen ist eben oft wie einem Schmetterling zuzusehen. Man freut sich dass man ihn sieht, jedoch weis man dass der Schmetterling irgendwann weiter fliegt. Man kann ihn nicht aufhalten und so sagte, muss auch ich wieder nach Hause zu meiner Familie die auf mich wartet. Es war nicht einfach die Rede zu halten denn viele der Kinder weinten. Später jedoch sind alle wieder fröhlich gewesen und wir konnten schön feiern. Die Kinder haben ihr Program vorgemacht, hier seht ihr zum Beispiel die Mittleren Kiddies "Telephone to Jesus" singen. 


Es gab noch viel mehr Program, Tänze, Songs, Gedichte, Reden, aber all das hochzuladen würde zu lange dauern. Und nach dem Program durfte jeder "reinhauen". Es gab selbstgemachten Bananenkuchen, Wassermelone und Eis. 




 Die Kinder haben den Kuchen geliebt und sie haben alles bis zum letzten Krümel verputzt. Schließlich war es Zeit für die Geschenke. Wie ich schon Mal erwähnt hatte, wurde jedes Kind aufgerufen, es durfte dann eine Nummer ziehen und sich das dazugehörige Päckchen nehmen. Es hat ziemlich lange gedauert aber jeder hatte Spaß daran. Die kleinste, Sneha, hat ihr Päckchen und ihre Karte genommen, sich für ein Bild mit mir positioniert und hat dann ihre Sachen wieder auf den Boden gestellt und ist weggelaufen :D Ich glaube sie wollte ihre Geschenke nicht! 

Monisha
Rojesh
The Sisters
 Jeder bekam eine Karte, drei Bilder und eben ein paar kleine Dinge so wie ein Haarband, Nagellack, Lipgloss, etc. Und natürlich ein paar Süßigkeiten. Die Kinder haben ihre Geschenke aufgeregt ausgepackt und sich sehr gefreut was wiederum mich glücklich gemacht hat. Sie haben auch noch 5 DVDs bekommen weil wir ja immer zusammen Filme geschaut haben. 



 Dann haben auch die Schwestern mir ein Geschenkt überreicht. Die Kinder wollten natürlich dass ich es gleich vor ihnen auspacke. Ich habe eine Gitarren Wanduhr bekommen und die Kinder kommentierten das ganze mit: "WOOOOOOOOOWWW" :) 


 Ich habe auch ein paar Lieder auf meiner Blockflöte vorgespielt. Und danach wollte Sangita es unbedingt mal ausprobieren. Am gleichen Abend noch, als alle anderen im bett waren, habe ich ihr ein paar Töne beigebracht. Sie lernte so schnell dass sie nach einer Stunde schon "How many roads" spielen konnte. Ich wollte ihr eine Flöte zum üben schenken aber ich habe keine in Kathmandu gefunden und meine konnte ich ihr nicht geben. Aber vielleicht kann ich das nächste Mal eine mitbringen. 

 Zur Feier des Tages haben wir dann alle zusammen abendgegessen. Die Schwestern, die Kinder, die Angestellten und ich. Es war spaßig, aber ich durfte nicht vergessen alle zwei Minuten den Tisch zu wechseln um ja keinen zu bevor- oder zu benachteiligen. : )



 Wie du also lesen kannst, war der Tag und der Abend sehr schön und gefüllt mit Zufriedenheit und Glücklichkeit. Ich war glücklich dass ich die Kinder glücklich machen konnte. Am nächsten/letzten Tag habe ich jedem von ihnen ein Freundschaftsband umgebunden. Ich hatte über 60 Stück in verschiedenen Varianten und Längen gemacht. 



 Die wirkliche, letzte Verabschiedung war dann natürlich sehr emotional. Ich habe viele Aufwiedersehens Karten und Bilder bekommen und die Kinder klingen zutiefst traurig. Die älteren haben viele Tränen vergossen und wollten gar nicht in die Schule gehen. Ich habe ihnen versprochen sie diese Woche anzurufen, aber bisher bin ich noch nicht durchgekommen. Ich hoffe es klappt bald! 



Naja gut, das wars dann. Ich hatte eine sehr schwierige, aber wertvolle, interessante, und auch lohnende Zeit in Nepal. Ich bin froh dass ich dieses Abenteuer unternommen habe, aber ich weis auch dass ich noch viel zu verarbeiten habe und die nächsten Wochen werden wohl genauso schwer wie die Umstellung von Deutschland auf Nepal. Ich sehe den Deutschen Luxus, die sauberen Felder und Flüsse, die reine Luft, den Überfluss an Essen und Gebrauchsgegeständen, das laufende Wasser, der Strom, etc. und ich denke an die Kinder von Nepal. Die Kinder die im Dreck aufwachsen, inmitten von Kühen, Schweinen und Hühnern, in Schlammhütten mit löchrigen Dächern... Ich sehe die hektischen, mit sich selbst beschäftigten Deutschen und muss an das Lächeln der Nepali Kinder denken, das mich immer erwärmt hat. 

 Der Fluch des Weltreisenden ist, dass er immer die guten Dinge der anderen Länder vermissen wird und dass ihm die schlechten Dinge des Heimatlandes viel mehr bewusst sein werden - also ist er immer unzufrieden? 


Ich hoffe nicht, und ich versuche auch glücklich zu sein. Ich weis dass meine Familie und meine Freunde mir dabei helfen werden. Ich habe euch alle sehr vermisst und ich bin froh dass ich zurück bin. Ich hoffe ihr hattet Spaß daran meinen Blog zu lesen, mir hat es jedenfalls Spaß gemacht ihn zu schreiben. Ich hoffe es ist mir gelungen euch Nepal etwas näher zu bringen und vielleicht habe ich ja sogar den ein oder anderen davon überzeugt Plan Nepal, die Schönebeck Stiftung oder den Future for Nepal's children Verein zu unterstützen.  
Danke dass ihr den Blog gelesen habt, ich hoffe wir können uns bald mal persönlich über alles unterhalten und ich freue mich schon auf eure Fragen.  

Liebe Grüße,
Annika

p.s. es kann sein dass ich in zwei Wochen noch mal gebloggt habe, über mein "Wiedereinleben" :)  

Goodbye/ Farewell Party

Hello from Germany! Now, finally I am sitting here in my OWN room - I am back home in Untermeitingen, GER with my family. My travel went fine (with the usual delays and problems) although I had 32kg+12kg+6kg luggage :) The reunion with my dad at the train station was very emotional for me. It felt like the world's burden was lifted of my shoulders. The surprise for Lydia was big and breathtaking. And then my mom, dad, and Lydia and I spent two and a half great days in Austria. On Thursday already, we went hiking (800 meters up), Friday horse riding and swimming. And then we drove back to Germany.

Everything feels so strange and far away, like it isn't really my life. I cannot say I "am not feeling anything", it is more "I am feeling everything at the same time". Overly happy and deeply sad, overwhelmed, content, motivated, depressed... I guess the time to come will be equally difficult for me as the first few weeks in Nepal. But enough of this, I want to tell you about my last days in Nepal. It was so emotional:

On Monday morning I was bid farewell by the Plan Office staff. The meeting was arranged for 9.30 SHARP, started as usual around 10.10 AM : ) It was nice although I knew hardly anybody.
Here you can see most of the Plan Nepal people.
In the front of course me and to my right you see Jiri the Czech Intern
Then I tried to get back to the Kinderhouse as fast as possible. I had counted on having the day to myself for packing and stuff, at least until 4.30PM when the kids come from school. But on that Monday there was an educational bandh, which means they had off. SO I hurried back to show them one last movie (Beauty and the beast), and in the meantime, I prepared the meeting room for our little party. 

All the little packages for the kiddies

A chair for everyone (34 people)

We started at 5 PM so that it would not get too late. I opened the "ceremony" with a little speech. I tried to convince the children that they should not be sad that I am leaving, but happy that we had such a fun time together. Meeting new people is often like seeing a butterfly. You are happy for a while but you have to accept that the butterfly will fly on eventually. And so I told them that I do not belong to Nepal, I belong to my family in Germany because they are waiting for me. It wasn't exactly easy to say all these things because a few of the older ones were crying.

However, later in the evening everyone cheered up and we had a fun time. The kids had prepared some program and in this video you can see the smaller ones singing: "Telephone to Jesus"


We had a lot more program, dances, songs, speeches, poems, etc. but uploading all of it would take too long. Afterwards, everyones was allowed to dig in. We had watermelon, self-made banana cake, and ice cream.




The children loved the cake and we finished every last crumb. Then it was time for the presents. As I have described before, I called their name and then the girls came to pick out a number and the corresponding package. It took a while but everyone enjoyed to watch. The smallest one Sneha, she took her number and her present, posed for a picture with me, and then put it back down on the floor and went back to her seat : ) Lol, maybe she didn't want a present.

Monisha
Rojesh
The sisters
Everyone received a card, three pictures of our time together, and a few useful things such as hair-clips, hair-bands, lip gloss, nail polish, etc. and of course some candy. It was fun to watch them unwrap their gift. Everyone loved it. They also received five DVDs (because we had always watched movies together).





Then the sisters gave me a small present. The children watched me closely while I unwrapped it. I got a "guitar wall clock" and all the little girls said : "WWWWOOOOOOWWW" :)


I also played some songs on my flute for them. Afterwards Sangita really wanted to try playing the flute. That evening when all the others had gone to bed I taught her some stuff on the flute. She was learning really quickly and an hour later she was able to play: "How many roads". I wish I could have given her a flute to practice but I only had my good wooden flute with me. Maybe I'll bring one next time.
 

We finished the evening with a common dinner. Everyone ate together, the sisters, I, the children, and the employees. It was fun, but I had to switch tables every two minutes to avoid being too long with some children and too short with others : )



 As you can see, the day and evening were filled with joy and laughter. I was happy that I made the children happy. The next day before they left for school, I gave each one of them a friendship bracelet. I had made over 60 pieces, in different styles and lengths so that everyone would find one she liked.



The actual goodbye was very emotional. I received a lot of goodbye letters and cards and I still cannot read them without tearing up. The children sound heartbroken. The older ones cried and cried and they did not want to go to school. I promised them I would call them and I will try today. I hope it'll work!



Well that's it. I had a rough but valuable, interesting, and rewarding time in Nepal. I am glad I went there. However, I know that I still have a lot of processing to do and the next few weeks won't be easy. I look at the luxury we have in Germany, the clean fields, air and rivers, the many supermarkets, the abundance of goods, the smooth driving, and the plentiful food and what I see are the children of Nepal. Those living among cows, chickens, and pigs in mud huts with leaking water roofs. I see the hectic and self absorbed Germans and think of the cute Nepali children smiles.

The curse of the one who travels the world is that one will always miss the good things of the other countries and one will be more clearly reminded about the bad things in one's home country - so one is naturally less happy? 

I try not to be, and I know my family and friends will help me! I missed you all so much and I am glad to be back. I hope you had fun reading my blog! I definitely had fun writing it. I hope I was able to show you Nepal, to bring the Nepalese life a little closer to you. Maybe I was even able to convince you that doing good is necessary and rewarding at the same time. And maybe you might even start to support Plan Germany, the Schönebeck Foundation or the Future for Nepal's Children Club! Thanks for reading and I hope to see you very soon to talk with you in person about my experiences and your questions : )

Annika

P.S. maybe I'll blog again in the next two weeks about my "Readjusting process" :)

Sonntag, 12. Juni 2011

Abschlussgedanken - Aber nicht der letzte Blog

Wow, das hier ist ganz schön schwer. Wie soll ich die letzten vier Monate zusammenfassen oder über sie reflektieren, wo sie doch so anders, interessant, herausfordernd und bewegend waren. Naja, als erstes denke ich sollte ich erwähnen dass ich eine kleine Abschiedsparty für die Kinder geplant habe. Wir werden selbst gemachten Bananenkuchen, Eis, und Wassermelone essen, dann werden die Kinder wohl etwas singen und tanzen. Und anschließend gebe ich den Kindern ihre Geschenke. Das Verteilen läuft wie in einer Tombola. Die Kiddies müssen eine Nummer ziehen und dürfen sich dann ihr Paket nehmen. In jedem Paket sind drei Kleinigkeiten, so etwas wie ein Haarreifen, Armbänder und ein Lipgloss. Dazu gibt es eine Karte, Fotos, und ein Freundschaftsarmband für jeden. Ich denke es sollte lustig werden, wobei natürlich auch eine riesige Wehmut mitschwingt.



Naja, nun also zu den letzten vier Monaten. Was soll ich sagen? Ich hab so vieles zu sagen, aber ich will damit beginnen meiner Familie zu danken. Ohne sie hätte ich es nie geschafft. Egal wo ich gerade in der Welt unterwegs bin, sie sind immer für mich da und unterstützen mich. Sie geben mir Kraft wenn ich gerade keine mehr habe, sie hören mir zu, lachen und weinen mit mir. Ich hätte die vier Monate nie ohne sie durchgehalten. Natürlich gibt es auch ein paar Freunde die immer wieder mit mir geskypt haben, die nach mir gefragt haben, und die quasi mit mir durch diese Zeit gegangen sind. Ich will euch allen danken, dass ihr mich unterstützt habt. Ihr konntet auch über meine Aktivitäten hier lesen, das Backen, Malen, Singen, Spielen, Toben, etc. und natürlich geht auch hier der Dank an meine Familie, besonders meine Eltern. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass sie mich so großgezogen haben wie sie es taten. Sie haben mir so vieles gezeigt und beigebracht haben. Sie leben auch ihr eigenes Leben beispielhaft.  Ihr seid meine Vorbilder!



Das Leben hier war nicht immer leicht, aber wenn man drüber nachdenkt wann ist es denn schon jemals wirklich leicht? Egal wo wir sind, es werden immer ein paar Hindernisse in unseren Weg gelegt, manche sind größer als andere. Alles im Leben ist aber relativ. Die Zeit hier vegeht zum Beispiel zehn mal langsamer als wenn ich zu Hause bin, und doch vergeht sie natürlich überall gleich schnell. Alles hier ist auch super billig (wenn man weis wo man hin muss). Aber nach ein paar Wochen gewöhnt man sich leider daran. Dann kommt es einem wie ein Vermögen vor wenn man mehr als 7 Euro für ein Mal einkaufen ausgiebt. Menschen gewöhnen sich im Allgemeinen schnell an ihre Umgebung. Und ich denke das ist auch oft gut so, denn nur so können Menschen mit Tragödien und schwierigen Zeiten umgehen. Erst scheint alles schrecklich doch dann gewöhnt man sich daran. Auch bei mir ist es schon immer so gewesen. Erst ignoriere ich alle Schwierigkeiten und versuche einfach drüber zu arbeiten. Das klappt natürlich nicht lange und dann werde ich wütend und verabscheue die Umgebung. Doch nach ein paar Wochen fange ich an die Dinge zu akzeptieren, nicht gegen sie anzukämpfen. Ich fange an mich mit den Umständen zu arrangieren und schließlich, nach ungefähr 2.5 Monaten fange ich an richtig zu leben, und die Dinge sogar zu genießen. Die Zeit hört nie auf zu ticken egal was wir tun. Wir können rumsitzen und anfangen alles um uns rum zu verabscheuen aber wir können auch versuchen das Beste daraus zu machen, denn letztendlich – in zwei, drei Wochen – sieht die Welt wieder ganz anders aus. 




Aber da gibt es auch ein Problem mit der Gewohnheit. Manchmal denke ich es ist eben nicht so gut dass wir uns an so vieles gewöhnen, so vieles als selbstverständlich ansehen. Wie oft bleibst du auf dem Weg zur Arbeit stehen und schaust dich um? So richtig umschauen, nach oben, nach hinten, zu allen Seiten? Bemerkst du die spielenden Kinder am Straßenrand? Die alte Dame die sich mit ihren Einkaufstaschen abmüht? Hast du je den tollen Baum bewundert der so schöne Blüten trägt im Nachbarsgarten? Die meisten müssen sich wohl eingestehen dass sie diese Dinge nicht wahrnehmen. So oft rennen wir an den kleinen Wundern der Welt vorbei. Wir schauen nicht auf, wir bleiben nicht stehen. Wir haben unsere Köpfe immer mit irgendetwas anderem voll und wir sitzen, stehen, gehen nie einfach mal so... Weil wir eben denken wir wissen eh was um uns rum passiert, wir gehen den Weg ja jeden Tag... (Lektion gelernt: Einfach mal eine Pause machen, sich umschauen, Dinge wahrnehmen und sich an ihnen erfreuen)

Zum Beispiel dieser wunderschöne Baum
in Mitten von all den stinkenden Taxis 
Ich muss auch sagen dass ich schon irgendwie etwas stolz bin auf die letzten vier Monate. Ich mein ich wollte schon in der dritten Woche aufgeben und doch habe ich es mal wieder durchgehalten. Und ich denke ich habe die Zeit gut verbracht. Wenn ich da an die Praktikanten denke die vorzeitig abgebrochen haben oder die einfach zwei Monate zum Sightseeing gegangen sind, dann weis ich auch dass es nicht sooo einfach war. Also bin ich stolz. Und doch, worauf bin ich stolz? Dass ich es hier vier Monate „ausgehalten habe“ während andere hier aufwachsen und ihr ganzes Leben hier verbringen? Toll gemacht Annika.

Heera ist mein Knuddelbär
Ich habe nicht alles erreicht was ich vorhatte. Ich hatte diese Idee, dass ich so viele Dinge lernen werde, so viele Dinge bewegen und vielen Menschen helfen werde. Ich wollte an meinem Character arbeiten, wollte offener werden für andere Kulturen, Menschen, Gewohnheiten. Aber das einzige was ich erreicht habe, meiner Meinung nach, ist dass ich mich selbst besser kennen gelernt habe, insbesondere meine Schwächen. Ich konnte nicht so helfen wie ich es gerne gehabt hätte und ich glaube ich bin auch nicht viel offener geworden für andere Kulturen. Und doch, seine eigenen Schwächen zu kennen ist auch sehr wichtig. Ich weis an was ich zu arbeiten habe, wo es „mir fehlt“, und ich denke das ist auch ein gutes Resultat.

Viel Nudeln für viele Kinder,
serviert von der lieben Roma!
Natürlich hatte ich tausende von super Erlebnissen, und vielleicht dutzende von nicht so guten J Ich habe so vieles über die Kultur gelernt, über andere Menschen, ihre sozialen Rollen, habe gelernt mit fremden Leuten zu kooperieren, mit Menschen zu arbeiten die mich nicht verstehen (sprachlich und inhaltlich). Und ich habe gelernt den Mund zu halten wenn es von mir erwartet wird : ) So viele Bilder, Szenen, Gerüche, Geräusche, Eindrücke werde ich nie vergessen können. Wie könnte ich die weinende Großmutter meines Patenkindes, die mich so lieb umarmt hat, vergessen? Das Lachen der Kinder im Karunakinderhaus, während sie mit mir spielten, sangen, hüpften, tobten, weinten und lachten?  Den Tanz der Kindergarten Kinder in der Schönebeck-Stiftung Schule in Makwanpur? Das Lied über Freiheit gesungen von den befreiten Kamalri Mädchen in Dang?

Lustige Zeiten


Ich kann sie natürlich nie vergessen. Die Zeit hier hat mich geprägt und verändert. Und doch gibt es eine Sache die mir hier ständig gefehlt hat. Etwas für das ich alles Geld der Welt ausgegeben hätte. Dieses etwas habe ich mir fast jeden Tag herbeigesehnt und oft habe ich daran gedacht wie viel besser alles wäre wenn ich es hätte. Alles wäre nochmal so toll gewesen und ich hätte es besonders gebraucht in all den lustigen, fröhlichen, und traurigen Momenten. Ich spreche natürlich von einem „Freund“. Ein(e) Freund(in) der/die all diese Erlebnisse mit mir geteilt hätte. Natürlich habe ich fast jeden Tag mit meiner Familie gesprochen/geschrieben und ich habe ihnen von vielem erzählt. Und doch ist es nicht das selbe. Ich hätte oft gerne über die Erlebnisse gesprochen, sie diskutiert, andere Meinungen gehört, aber das meiste habe ich eben alleine erlebt und andere können nur meine subjektive Sicht mit mir teilen. Versteht mich nicht falsch, es waren tolle Erlebnisse und ich bin froh dass ich sie gemacht habe, aber ich habe eben manchmal das Gefühl dass sie jetzt im nachinein nicht viel Wert sind, schließlich existiert alles nur in meiner Erinnerung. Teilt man die Erlebnisse mit jemandem, so kann man später immer mal wieder sagen: „hey weist du noch...“ Wenn ich mit jemandem über ein Erlebnis reden will muss ich erst alles so genau beschreiben wie nur irgendwie möglich damit sich der andere in die Situation hineinversetzen kann....

Hier habe ich mit Anil's familie Hau Ruck gespielt.
Anil ist ein Mitarbeiter der mich zu den Makwanpur Reise begleitet hat.
Und deshalb bin ich auch so froh jetzt wieder nach Hause zu dürfen. Zurück zu Menschen die mich schätzen, akzeptieren so wie ich bin, die mich lieben. Menschen die mich als gleichgesinnte sehen und nicht als Außenseiter, Menschen die meine Sprache verstehen und meine Handlungen. Ich steige sogar direkt am Münchner Flughafen in einen Zug nach Salzburg. Denn meine Eltern und meine kleine Schwester Lydia verbringen gerade ihre Ferien in Österreich. Es wird eine Überraschung werden für Lydia und deshalb habe ich auch bisher nichts darüber erwähnt. Das heißt ich werde letztendlich erst am Samstag wirklich in mein Kindheitszimmer zurück kehren! Ich freu mich schon so auf alles.

Ich habe vor nächste Woche nochmals zu bloggen. Vielleicht dann das letzte Mal. Ich will euch aber definitiv noch ein paar Bilder von der Abschiedsfeier zeigen. Also schaut nochmals rein. Jetzt will ich dir aber nochmal „Danke“ sagen. Allein damit dass du den Blog verfolgt hast hast du mir gezeigt dass dich meine Erfahrungen interessieren und das gab mir Kraft immer wieder neue zu machen. Wenn ich wieder in Deutschland bin, sei es dir erlaubt mir tausend Fragen zu stellen, nein, es ist sogar erwünscht. Ich habe auch über 5000 Bilder zu zeigen : )

Bananen Kuchen für die Kiddies

Ich möchte diesen Blog mit einem Zitat beenden. Dieses Zitat fasst zeimlich gut zusammen was ich in den letzten vier Monaten gelernt habe:


„Was man im Leben macht ist nur die eine Hälfte der Gleichung, der andere Teil, die wichtigere Hälfte, ist mit wem man diese Dinge zusammen erlebt.“